Schokolade zum Frühstück ist auch keine Lösung - die Geschichte meines Claims

Zuerst hab ich mich gefragt: Brauch ich überhaupt einen Claim? Jetzt, wo ich ihn gefunden, also besser gesagt, mich für einen entschieden habe, denke ich: na klar! Und weisst du warum? Weil der Prozess bis man die passenden Worte gefunden hat, so unglaublich spannend ist und man sehr viel darüber nachdenkt, was genau man denn nun eigentlich macht. Die Suche nach meinen Claim hat für mich dann dazu geführt, meine akademische Tätigkeit und Ayurveda Lifestyle Coaching in einem Satz in Verbindung zu bringen, zwei Lebensbereiche, die ich bisher immer getrennt voneinander gesehen habe.

“Schokolade zum Frühstück ist auch keine Lösung” verbindet für mich lösungsorientiertes Coaching, Self-Care mit Ayurveda und meinem Forschungsinteresse: Gender-Stereotype in populären Medien. Erinnerst du dich noch an den Film “Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück”?

Seit einigen Jahren unterrichte ich regelmässig im Kontextstudium an der Universität St. Gallen Seminare zu stereotypen Gender-Rollen in populären Spielfilmen und Serien. Hollywood und seine Genres Western und Melodrama haben uns tief geprägt: Männer sind lonesome cowboys und Frauen durchleben tränenreiche Gefühlsdramen. Boys don’t cry, right? Natürlich sind wir ja alle so mega reflektiert, dass uns das ganz und gar nicht beeinflusst. Oder vielleicht doch? Die britische Kulturwissenschaftlerin Angela McRobbie jedenfalls sieht den unfassbaren Erfolg der Kolumne “Bridget Jones’s Diary” von Helen Fielding, die zuerst 1996 in der britischen Zeitung The Independent erschien, später in Buchform veröffentlicht wurde und schliesslich 2001 als Film in die Kinos kam. als Zeichen einer postfeministischen Geschlechterordnung, in der die Populärkultur die Errungenschaften des Feminismus unterminiert. Kurzum: Junge Frauen können unter der Bedingung in Erscheinung treten, dass Feminismus von der Bildfläche verschwindet. Die 32-jährige Heldin der britischen Komödie benimmt sich jedenfalls hartnäckig mädchenhaft, weil dies für die Suche nach einem geeigneten Ehemann unverzichtbar zu sein scheint. “Schokolade zum Frühstück” ist also auch keine Lösung - zumindest nicht in Richtung einer gleichberechtigten Gesellschaft.

“Schokolade zum Frühstück ist auch keine Lösung” steht für mich aber auch für gesunde Ernährung nach den Prinzipien des Ayurveda. Süsses Frühstück geht auch anders. Und nicht zuletzt spielt der Claim auch auf die Suche nach einer Lösung als Ausweg aus einer Krise an. Schokolade kann einen Moment lang trösten, aber natürlich ist das nicht die nachhaltigste Strategie. Ich arbeite in meinen Coachings lösungsorientiert, das heisst, statt stundenlang das Problem und seine Entstehung in der Vergangenheit zu analysieren, nehme ich direkt die Lösung in den Blick. Der Lösung ist es nämlich egal, wie das Problem entstanden ist. 

Dieses Blechschild hängt seit Jahren in meiner Küche

Wichtig ist mir, dass es bei aller Liebe nicht dogmatisch wird, vor allem, wenn es ums Essen geht. Ich bin grundsätzlich davon überzeugt, dass eine gesunde und typgerechte Ernährung sehr viel mit Self-Care zu tun hat. Aber man muss auch mal fünfe gerade sein lassen. Die Ausnahme bestätigt schliesslich die Regel. Selbstfürsorge ist nicht dasselbe wie Selbstoptimierung - letztere bedeutet oft zusätzlichen Stress und den wollen wir uns hier nicht machen.

Ist Schokolade zum Frühstück nun eine Lösung oder keine Lösung? Das bleibt für mich offen. Kakao ist ja schliesslich auch Schokolade zum Frühstück! Und ab und zu gibts bei uns auch Crêpe mit Nutella und wenn schon, dann ohne schlechtes Gewissen. Wir sind hier ja zum Glück nicht bei der Ayurveda-Polizei.